Was wollen Sie in Dunsum? von Charlotte Brozzo
"Dunsum? Was wollen Sie in Dunsum?" fragte die pummelige Frau
im Bus, bei der wir uns nach der richtigen Haltestelle erkundigten.
"Die Ebbe sehen", erklärte ich und Evelin nickte zustimmend.
"Einmal kamen wir her als gerade Hochflut war", fuhr ich fort,"o
je, das war ja langweilig.
Nur Wasser bis Amrum und Sylt. Nein, bei Ebbe sollte man herkommen!"
Die
Frau schien etwas verwirrt: "Nach Dunsum kommt man wegen der Sonnenuntergänge,
und weil hier der Ausgangspunkt für die Fußwanderung nach
Amrum ist, aber sonst ......"
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Sie
war höflich und sagte nicht, daß sie uns für ein wenig
.... na ja, hielt.
Dunsum ist fast das kleinste Dorf auf Föhr und teilt sich noch in
Groß-Dunsum und
Klein-Dunsum, zusammen sind es kaum ein Dutzend Häuser.
Der Bus hielt am Lokal 'Mövennest'. Bei unserem üblichen Pech
mit den Öffnungszeiten war es natürlich geschlossen, denn als
Abendlokal öffnete es erst um 18 Uhr. Wir gingen eine kurze Strecke
in Fahrtrichtung weiter, dann bogen wir nach links, zum Deich hin ab.
Am
Ende des Weges stand der Kiosk 'Wattenläuper' und lud uns zu Bockwurst
mit Kartoffelsalat ein. Er, der Kiosk, entpuppte sich als ein entzückendes
kleines Lokal mit Garten und sehr netten Wirtsleuten.
Als um 12.36 Uhr laut Gezeitentabelle Tiefebbe war, gingen wir auf den
Deich.
Oben auf dem Deich, gegenüber der Treppe, war ein solides Geländer
angebracht, sonst hätte der Wind uns sicher umgeworfen. Jedoch
der Aus- und Anblick war unbeschreiblich! Unter uns, nur durch einen schmalen
Fahrweg getrennt, breitete sich das Watt aus.
Die Wolken, vom heftigen Wind über den Himmel gejagt, sorgten für
immer neue Farben:
Nach Süden hin war es hellgelb bis braun und in die nördliche
Richtung zeigte es alle Schattierungen von blau, grün und grau, dazwischen
wieder hellbraune Sandbänke und das glitzernde Wasser der Priele.
Von Sekunde
zu Sekunde veränderte sich das Licht und damit die Farben.
Auf der gegenüberliegenden Seite lag Amrum im Sonnenlicht. Man erkannte
eine Fähre, die sich bemühte, in Wittdün anzulegen. Weiter
nördlich waren Amrums Dünen und Kliffs zu sehen, und noch weiter
im Norden war Hörnum auf Sylt sichtbar. Und
dann diese dröhnende Stille, nur unterbrochen vom Schreien der Seevögel
und dem donnernden Heulen des Windes! Es war faszinierend. Wir konnten
uns nicht sattsehen. Nur der Wind, der wie wir es fast glaubten, durch
uns hindurchwehte, vertrieb uns schließlich von der Deichkrone.
Zur Landseite standen die Bäume, Windflüchter nennt man sie
hier, von West nach Ost geneigt und ihre Kronen wirkten wie flatternde
Fahnentücher. Es war ein wunderbares Erlebnis.
WAS WOLLTEN
WIR IN DUNSUM? ? Natürlich die Ebbe sehen!
Foto:
Charlotte Brozzo/Literadies
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