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Frühling

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Frühlingsblumen

Ostern

Mit jedem Tage
wird der Garten schöner,
Narzissen blinzeln
in der Sonne warmes Licht.
Buchfinken zwitschern hell
am Gartenteich
und baden perlensprühend
ihr Gefieder unterm Regenbogen.
In stummer Ahnung bebend
grüßt die Birke
über den Garten weit hinaus
ins österliche Land.

Text und Foto: Gertrud Everding
LIteradies

 


Warten

Ach kämst du noch einmal
durch den Garten
mit raschem Gang!


Ich würde warten
jahrelang.

Brunhild Kollars
Frei nach Theodor Fontane

Foto: www.plattpartu.de

Die Kraniche kommen!

Kraniche

Horch, in der Luft
dies Rauschen und Singen,
Rufen und Klingen!
Vielhundertfach naht sich
in schimmerndem Reigen
ein Kranichzug.


Spiegeln die Schwingen
im Silber der Wellen,
raschelnd und wispernd
raunt das Schilf.
Fluss hörst du? Sie kommen!
Hoch aus den Lüften
grüßt zu uns nieder
ihr klingender Schrei.

Gertrud Everding

 

   

 

Der Weißdorn blüht


Der Himmel trägt heut blaue Seide,
und golden strahlt
der Sonne Licht darein.
Silbern der Bach,
die Wellen funkeln Blitze,
und ihm entgegen
streckt der Weißdorn seine Zweige.
Kaskaden von Duft,
Honig aus tausend Blüten,
trunkene Bienen taumeln,
summen, tanzen,
künden den Schwestern,
der Frühling ist da.

Gertrud Everding ©

 

   

Die Maus mit den
rosafarbenen Ohren

Märchen von Gertrud Pforr

Unterhalb eines wunderschönen Rosengartens, nahe bei der Uferböschung eines Flusses, lebte die Maus Friederike.
Ein großes Geißblatt verdeckte den Eingang zu ihrer Wohnung und schützte gleichzeitig vor Sonne, Regen und den Greifvögeln, vor denen sie sich in Acht nehmen mußte.

Es war nicht ihr Haus, und eigentlich befand sie sich nur auf der Durchreise, aber weil die Räume unbewohnt waren und ihre Füße so weh taten, zog sie ein. Friederike stellte ihre schwere Reisetasche auf den Boden, nahm das Kapotthütchen ab und zog die neuen Schuhe aus. Dann schloß sie die Tür, legte sich aufs Sofa und war im Nu eingeschlafen, so erschöpft war sie, die arme Friederike! Sie war eine Feldmaus, und hatte ihre Vettern und Basen in der Stadt besucht.
Nach tränenreichem Abschied von den Kirchenmäusen, setzte sie ihr Kapotthütchen auf, nahm ihre schwere Reisetasche und machte sich auf den Heimweg. Leider wurde ihre Reise durch den einsetzenden Regen erschwert.
Sie huschte von Blatt zu Blatt, um unter ihnen Schutz vor Nässe zu suchen.
Dann fand sie das leere Haus unter dem großen Geißblatt! Welch eine Freude!
Sie hatte einen Ort, wo sie erst einmal bleiben konnte, um sich auszuruhen.
Der quittegelbe Kanarienvogel Rudi, der mit seiner dicken schwarzen Tasche die Post verteilte, bemerkte, daß in dem Haus, unter dem Geißblatt wieder jemand wohnte; und es interessierte ihn auch - wer!
Ein Briefträger muß alles wissen und so öffnete er leise die Tür, und fragte rollend: "Ist jemand hierrrr - rrr?" Dann sah er die schlafende Friederike auf dem Sofa liegen und - staunte!
Er staunte nicht über die fremde Dame, - nein - er staunte, weil diese Maus rosafarbene Ohren hatte. Sie mußte etwas ganz besonderes sein, - denn - und er kam auf seinen Flügen weit herum, noch nie hatte er so etwas gesehen! Aufgeregt verließ er das Haus und flog davon, um allen von der wunderbaren Neuigkeit zu berichten.
"Rrrrr - Rrrruhe," schallte es nun von Büschen und Zweigen, "Im Haus am Bach wohnt eine ganz besondere Maus, - eine wunderschöne, mit rosafarbenen Ohren!" Zuerst staunten alle Tiere, die
von dieser
außerordentlichen Erscheinung hörten, um dann schnell die ungeheuer aufregende Nachricht weiter zu verbreiten.
Es stimmte! Kurz bevor Friederike das leerstehende Häuschen fand, stehen blieb und sich vorsichtig umsah, wehte der milde Nachtwind Blütenblätter aus dem Garten zu ihr herunter, in jedes Ohr eines! Die feuchte Luft und die feinen Härchen in der Muschel bewirkten, daß die Rosenblätter so fest saßen, als wären sie ein Teil von ihr. - Und die Maus hatte keine Ahnung davon!

Noch schlief Friederike, denn von Rudi hatte sie nichts bemerkt, - aber die Tiere hielten es vor Neugierde nicht mehr aus. Die Bewohner der Umgebung mußten sich selbst überzeugen, daß die Maus unter dem Geißblatt wirklich rosafarbene Ohren hatte.
Jeder war neugierig, wollte es aber nicht zeigen, - aber man wußte sich zu helfen, man schickte die Kinder vor. Friederike hörte Klopfen an der Tür und auf ihr "Herein" schauten sie zwei schwarze Augen aus schmalem Gesicht an, darüber zwei spitze Ohren, und außerdem hatte es krumme Beine und ein winziges wuscheliges Schwänzchen. Ein Hasenjunge!
Georg, der frechste und mutigste der Hasenfamilie, trat ein.
"Guten Morgen", rief er höflich ins Zimmer! Wenn es stimmte, und die Maus hatte wirklich rosafarbene Ohren, war sie vieleicht eine Zauberin, und man mußte sich gut mit ihr stellen. "Guten Morgen", klang es freundlich aus der Sofaecke des dämmerigen Raumes.
"Was gibt es denn, - wer bist du?"
"Ach nichts, - ich wollte nur mal sehen.. . ." Er verstummte und trat näher an die Stimme her
an. Jetzt sah er es deutlich, die Maus hatte rosafarbene Ohren! Mit offenem Mund sah er sie an, ging rückwärts zur Tür, rief noch:"Mein Name ist Georg!" und verschwand, die Tür hinter sich weit offen lassend.Auf diesen Moment hatten alle Neugierigen gewartet! Kohlmeise und Rotkehlchen spazierten in die Stube und staunten.

Das Eichhörnchen schaute zur Tür herein, um dem Jüngsten das Wunder zu zeigen, und auch Igel und Marder kamen, um sich zu merken, welche Maus sie lieber nicht fressen sollten. Friederike, die sich nicht erklären konnte, weshalb ihr soviel Aufmerksamkeit zuteil wurde, war zuerst sehr verlegen. Doch dann, mit der Zeit, fühlte sie sich geschmeichelt; vor allem weil man ihre Ohren bewunderte. Sie wußte, daß diese schön waren, und wer wäre nicht eitel, aber sie verstand nicht, weshalb sie rosa sein sollten. So etwas war in ihrer Familie nicht üblich!Einen Spiegel besaß sie nicht, und so beschloß sie, später ihr Spiegelbild im Wasser des Baches zu betrachten.
Erst einmal trat sie vors Haus und wurde sofort umringt und bewundert. Sie genoß den Ruhm und die Verehrung, die ihr unerklärlicherweise zuteil wurde und sie dankte für die Leckerbissen, Äpfel, Samen und alle anderen Dinge. Ja, niemand der sie aufsuchte, kam ohne eine Gabe. Man brachte ihr die Kinder, die sie ausgiebig bewunderte, und alle Mäuse aus der Umgebung waren stolz, daß sie eine von ihnen war. Natürlich blieb der Trubel nicht unbemerkt und als die dicke fette Katze sah, wer so hofiert wurde, verhielt sie sich ganz still, denn je mehr Leckerbissen die Maus verspeiste, desto besser würde sie ihr nachher schmecken.

Auch der Kauz, welcher auf einem Baum, auf der gegenüberliegenden Seite des Baches saß, beobachtete die Scene wachsam. Er war müde, weil er des Nachts auf Futtersuche ging, und jetzt war heller Tag, aber ein Auge behielt er offen, - vorsichtshalber! Nun geschah es aber, daß der sonst so ruhig dahinplätschernde Fluss plötzlich lauter wurde. Der Regen hatte ihn aufgestaut und er polterte nun mit großer Geschwindigkeit ins Tal hinab. Aus den kleinen hüpfenden Wellen, welche sonst über Kieselsteine sprangen, war nun ein reißender Strom geworden, der alles mit sich riß! Das hohe Schilf, die starren Binsen und die blauen und gelben Wasserlilien bogen sich plötzlich im aufkommenden Sturm. Gras, abgerissene Zweige und Seerosen schwammen auf dem Wasser vorbei.
Ein Haubentaucherpaar, welches auf einer schwimmenden Insel saß, überlegte, ob es mit seinen Kleinen auf dem Rücken weiterziehen sollte und auch der Biber hatte alle Hände voll zu tun, um seinen zerstörten Damm wieder in Ordnung zu bringen.

Alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn das Wasser nicht so schnell gestiegen wäre. Es brach ein Chaos aus. Alle Tiere, die unmittelbar am Wasser lebten, versuchten sich in Sicherheit zu bringen.Die Schnecke zog sich in ihr Haus zurück und ließ sich treiben, die Vögel flogen schnell davon und die Vierbeiner liefen die Böschung hinauf.
Friederike sah erschreckt in die Runde. Niemand von ihren Bewunderern ging. Keiner brachte sich in Sicherheit, der Ring um sie wurde enger und enger und die Augen forderten : "Tu etwas, du kannst es! Wir haben dir schöne Dinge gegeben, jetzt hilf uns!"
Ihr erschien es so, als ob alle von ihr ein Wunder erwarteten. Sie konnte keine Zaubereien vollbringen, aber helfen wollte sie gern!
Noch immer hatte sie nicht bemerkt, daß sie rosafarbene Ohren hatte und deshalb für etwas besonderes galt. Was wollten diese Tiere von ihr, die Hasen, Mäuse und alle anderen Besucher? Am Anfang glaubte sie, man begrüße Fremde hier besonders freundlich, aber nun? Sie half so gut sie konnte, trug vorsichtig die Eier der Rohrammer ins höher gelegende Schilf, nahm Mutter Hase den Jüngsten aus der Familie ab und gab ihn an Vater Lampe weiter. Als das Wasser immer höher stieg, bat sie sogar die Fische um Hilfe. Alle Tiere folgten ihrer Bitte und Herr Rotauge und Fräulein Forelle fragten Baumeister Biber, ob alle gefährdeten Tiere sich über seinen Damm in Sicherheit bringen dürften. Er willigte ein, und so schnell sie konnten, liefen die Tiere auf die andere Seite.
Einer half dem andern, weil die Maus mit den rosafarbenen Ohren den Anfang gemacht hatte.

Und Friederike? Es kam so, wie es kommen mußte.
Die Rosenblätter waren verdorrt, rollten sich auf und fielen ab. Niemand erkannte in ihr mehr die Maus mit den rosafarbenen Ohren. Sie war auf einmal nur eine graue Maus, eine von vielen, auf dem Weg nach Hause.
Irgend jemand rief nach ihr, nach Friederike, aber als sie sich meldete, erkannte man sie nicht mehr. Ja, sie bekam sogar Ärger, weil man ihr nachsagte, sie wolle sich für die Wundermaus ausgeben, und das sei böse und hinterhältig.
Warum war sie auf einmal weniger wert, als vor der Wassersnot? Hatte sie nicht so gut geholfen, wie es ihr möglich war? Traurig setzte Friederike ihr Kapotthütchen auf, zog ihre Schuhe an, nahm die schwere Reisetasche und machte sich kopfschüttelnd auf den Heimweg.

Federzeichnung Mäuse: Elfi Bock/ Literadies

Rosen: Gertrud Everding/Literadies

 


"download" für die ungekürzte Form des Märchens anklicken.

 
 

 

 
März

Schwarzer Schnee aus Kies und Eis,
Das weiße Kleid des Winters ist verschlissen.
Trostloses Grau auf Wiesen und Wegen,
Der Südwind kräuselt Zeitungen und Bierdosen,
Spuren menschlicher Unkultur.
Mein Hund hebt wichtigtuerisch das Bein,
scharrt Zeichen in den weichen Boden.
Sein fröhliches Bellen durchzittert die Luft,
in den Pfützen funkelt die Sonne.
Salzgeschmack auf meinen Lippen,
Schneeglöckchen läuten im Wind.

Die Erde atmet.-
Frühling in der Stadt.

Gertrud Everding


Foto: Antje Heßler/Plattpartu.de
     
Frühlingsahnen von Elfi Bock

Die linden Lüfte sind erwacht . . .
Nein, ganz so weit ist es noch nicht, aber unübersehbar, unüberhörbar drängt es, knospet, grünt, will aufblühen in frischen, herrlichen Farben, es duftet und bricht durch Asphaltdecken, es zwitschert und möchte wohl schreien:
Horch doch nur, sieh, lass die Geschäfte ruhen! Genieße den Augenblick!
Nach langem beklemmenden Missbehagen möchte ich fliegen können. Hinaus, hinauf! So wie die Lerche, die an einem kühlen Morgen unverhofft aus noch nachtfeuchtem Grase vor mir aufsteigt und mit betörendem Gesang in weißnebliger Höhe ihre Frühlingsbotschaft fortsetzt.

Wie angewurzelt lässt der Gesang eines kleinen, graubraunen Vogels mich stehen bleiben, lässt mich nur noch zuhören, macht, dass mir die Brust weit wird und ich alle Pflichten und mich selbst auf einmal vergesse. Fasziniert folgen meine Blicke dem entschwindenden, flatternden Sänger, bis ich nur noch am Gezwitscher ausmachen kann, wo mein kleiner Freund sich befindet. Und da fällt auch ein zweiter und ein dritter Jubel ein.
Aus tiefhängenden Wolken
sprüht feiner Regen mir aufs Gesicht.

Die Einöde, in der ich mich befinde, hat sich für Minuten in ein Paradies verwandelt, treibt mir die düsteren Gedanken aus dem Kopf, und fühlbar kehren mir die so lang vermissten Kräfte zurück. Ein kleiner Vogel, eine Handvoll Federn, mehr Flügel als Körper, zwischen Himmel und Erde, zwischen Winterende und Frühlingsbeginn, hat dies Wunder bewirkt.
Die Erinnerung daran lebt fort, verleiht meiner Phantasie etwas von seinem Flügelschlag, lässt die Betrübnisse des letzten Winters verblassen.

Was mir jedoch zu denken gibt, ist der Ort dieses Erlebens: Eine Oase der Ruhe und Stille inmitten eines Industriegeländes am Rande der Stadt. Wie lange wird sich diese kleine Vogelschar hier noch erhalten können und Leuten wie mir, die zufällig vorbeikommen, eine solch unerwartete, stille Freude bereiten?
Wie lange wird es dauern, bis wir uns selbst gänzlich aus dem Paradiese vertrieben haben?

 

Lenz

Grau der Tag
der Südwind weht
in weitem Rund
duftet der Blüten
verschwenderische Fülle
- als gäbe es kein Morgen -

Bild und Text: Gertrud Everding
Literadies



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