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für Leser mit HumorBunte Welt
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Schlitzohriges
von Christa Renken:


Sprich doch mal Deutsch!



Sprich gutes Deutsch!- hat man uns gelehrt.
Heute ist es umgekehrt.
A PRIORI- heißt von vornherein,
A PROPOS muss dann von hinten sein.
Wenn man eine Rede führt,
ist diese meistens KONZIPIERT.
Statt einkaufen geht man SHOPPING,
beim Bezahlen ist man SHOCKING.
Vornehm sagt man SWIMMINGPOOL
zu jedem Schwimmbecken und Pfuhl.
Wenn einen gar nichts mehr berührt,
dann fühlt man sich nicht mehr TANGIERT.
den Wurmstich kann man mitessen!



ECHAUFFIERT ist man dagegen dann,
wenn mann sich aufregt dann und wann.
Ein Fest, das nennt man PARTY heut',
beim MEETING treffen sich die Leut.
Und ist man wirklich superschlau,
kennt man sich aus mit dem KNOW HOW.
Will zum Kaufen man verführen,
muß man vorher AQUIRIEREN.
In Ordnung heißt nunmehr OKAY,
was vorbei ist, ist PASSÈ.
PASSÈ ist auch die alte Zeit.
Wer Deutsch spricht, ist der noch gescheit?

Christa Renken©

 

"Himmel, Meer und Land"
Wachsbild von Elfi Bock/Literadies

 




 

 



Manchmal bin ich ...


..... eine Gans

Wildgänse über den Häusern der Großstadt
Manchmal bin ich eine von ihnen
Keine wilde Wildgans
Eher so eine halbwilde Halbgans
Aber das dann gründlich

Ich vergesse mich
Will mitfliegen mit den wilden Wildgänsen
Hoch hinaus
Niels Holgersson
Ich schwebe

Von der obersten Stufe der Leiter
Im freien Fall

Mit den aprilfrischen Wolkenstores
Sie halten mich nicht
Ich kann nicht fliegen

Aber ich hab's wenigstens versucht

Elfi Bock

Aus dem Tagebuch eines angejahrten Zeitgenossen:

Kleine Bankgeheimnisse
von H.W. Ecker

"Guten Tag! Verzeihen Sie die Störung! Ist hier noch frei?"
Der Angesprochene schaut von seiner Lektüre auf:"Guten Tag!" Er weist mit der Linken auf die freien Plätze: "Gewiß, nehmen Sie doch Platz!"
"Ich danke Ihnen."
Jeder Zeitgenosse, dem Höflichkeit und gute Manieren noch Begriffe sind, wird bemerkt haben, daß es sich bei den beiden Partnern dieses kurzen Dialoges um ältere Herrschaften handeln müsse. Und in der Tat, die beiden Herren, die einander hier an der Parkbank zum ersten Male begegnet sind, gehören offenbar zu jener aussterbenden Art der Gattung Mensch, die noch weiß, was sich gehört, noch eine Vorstellung davon hat, was gutes Benehmen bedeutet.

So mancher junge Mensch hätte sich im gegebenen Falle einfach wortlos hingesetzt, vielleicht gar auf die Rückenlehne, die Füße auf der Sitzfläche und hätte die Szene samt Dialog entweder verständnislos zur Kenntnis genommen oder möglicherweise mit Witz und Ironie etwa so kommentiert:"Was sind das denn für Bankgeheimnisse? Wozu all der Schnickschnack von 'Verzeihung', 'Störung' und 'ist hier noch frei?', wo doch jeder sehen kann, daß noch genug Platz ist?"
Ja, wozu wohl? Die beiden älteren Herren hätten es sicher sehr bemerkenswert gefunden, wenn ein solcher Zweifler am Sinn der Szene und des Dialoges ihnen wirklich und ernsthaft diese Fragen gestellt hätte. Aber leider bleibt das in der Regel Wunschdenken der älteren Generation. Dabei müßte doch jedem ernstzunehmenden und ein wenig nachdenkenden Zeitgenossen klar sein, daß die Frage an sich aus dem Staunen und der Neugier erwächst und Schlüssel ist für die Erkenntnis und das Verständis der Welt und des Menschen in ihr.
Und wenn ihm das klar sein sollte, warum ist dann der Bereich des Umgangs der Menschen miteinander für die Zeitgenossen weniger fragwürdig, des Fragens würdig, als der des eigenen Wohllebens und des technischen Fortschritts?

Nicht nur in diesen Bereichen, sondern auch in dem des menschlichen Miteinanders ist die Frage in der Konsequenz auch Voraussetzung für Verhaltensänderungen, also für Lernprozesse, und dieser bedarf es gerade auf dem weiten Felde der zwischenmenschlichen Beziehungen und hier im besonderen der zwischen den Generationen heute mehr denn je.Selbst wenn man unserer Massengesellschaft nichts Schlechtes nachsagen will, so wird man doch zugestehen müssen, daß Höflichkeit und gutes Benehmen nicht die Regel sind.
Daß höflich sich von hovelich herleitet und hofgemäß, fein, gebildet und gesittet bedeutet, wissen die Zeitgenossen im allgemeinen nicht, was nicht auszuschließen braucht, daß Höflichkeit noch eine praktizierte Tugend sein könnte, wenn das dieser Tugend zugrundeliegende Menschenbild prinzipiell noch lebendig wäre und akzeptiert würde, selbstverständlich ohne die alten Zöpfe vergangener Jahrhunderte von der Ritterzeit, über die weltzugewandte Renaissance, über das sinnenfrohe, im Grunde aber doch bange Barock, das verspielte Rokoko bis hin zum Großbürgertum der Industriegesellschaft und ihren Treibhausblüten , den Neureichen.
Aber nur allzu leicht wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Und der Zweifel, gar die Negation von Traditionen und ihrer Wertvorstellungen ist ein Indiz unter anderen für die Orientierungslosigkeit unserer Zeit.
Was offenbart nun die scheinbar belanglose Dialogszene an der Parkbank? Wahrlich keine großen Geheimnisse, höchstens kleine, aber solche mit beträchtlicher Wirkung.
Da ist zunächst der Gruß 'Guten Tag!' Er besagt noch wenig. Er könnte formelhaft sein wie so vieles in unseren Tagen; betrachtet man ihn aber im Kontext, also mit dem Folgenden, so gewinnt er im nachhinein mehr Eigengewicht, als er, isoliert gesehen, hätte.
Sodann die Bitte 'Verzeihen Sie die Störung!' Der Sprechende respektiert mit dieser Aussage den Freiraum des Angesprochenen und dessen Recht auf störungsfreies Tun; er achtet also den anderen in seinem Eigensein. Und weil er ihn mit seiner Frage unvermeidlich beim Lesen stört; bittet er ihn um Verzeihung. Das alles bedeutet letztlich, der Hinzugekommene achtet den Eigenwert und die Eigenrechte des anderen, also seine Würde.
Wenn er darüber hinaus das Offenkundige für frag-würdig hält, indem er - auf die leeren Plätze schauend - fragt 'Ist hier noch frei?' so heißt das nichts anderes als 'Ich möchte Sie mit meiner Gegenwart unmittelbar neben Ihnen nicht behelligen, obwohl die Bank als öffentliche Einrichtung mich - wie jeden anderen auch - dazu berechtigt, mich hier hinzusetzen.
Wenn Sie jedoch lieber allein bleiben möchten, so wäre ich auch bereit, auf mein Recht zu verzichten und mir einen anderen Platz zu suchen. '
Der Hinzugekommene weiß also, daß verbürgte Gleichberechtigung nicht notwendig bedeutet, auf dieses Recht zu pochen und es unnachsichtig einzufordern, vielmehr auch darauf verweist, gegebenenfalls in praktischer Toleranz das eigene Recht aus Höflichkeit, sprich Rücksichtnahme, hintanzustellen.
Die Reaktion des Angesprochenen, also des Lesenden auf der Bank, zeugt von den gleichen Grundeinstellungen wie beim Hinzugekommenen. Der erwiderte Gruß wird auch hier im Kontext aus der scheinbaren Formelhaftigkeit herausgehoben und zum bewußten Gruß.
Das Aufschauen ebenso wie die einladende Geste und die Bestätigung 'Gewiß' sowie die Aufforderung 'Nehmen Sie doch Platz!' weisen darauf hin, daß der Angesprochene den anderen als gleichberechtigt anerkennt und ihn als Nachbarn auf der Bank nicht nur duldet, sondern ausdrücklich respektiert. Das bedeutet schließlich auch, er achtet die Würde des anderen ebenso wie dessen Rechte, ganz im Sinne der Artikel 1, 2 und 3 der Grundrechte in unserer Verfassung, wo es heißt:

Artikel l(1) "Die Würde des Menschen ist unantastbar..."

Artikel 2(1) "Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er die Rechte anderer nicht verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt..."

Artikel 3(1) "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich..."

Die verfassungsmäßig garantierten Rechte sind von jedermann einklagbar und gewährleisten eine weitgehend funktionierende Gesellschaft; die Höflichkeit hingegen ist eine freiwillige moralische Verpflichtung des einzelnen Menschen, sie erleichtert das Leben der Zeitgenossen untereinander und gewährleistet eine einigermaßen menschenwürdige Gesellschaft. Klein ist der Aufwand, aber beachtlich die Wirkung. Ohne Erziehung des Menschen ist allerdings dieser geringe Aufwand schon zu viel.


Meine Freiheit - deine Freiheit von Ernst Broers

Alltagsgeschichten

"Die Freiheit des Einen hört dort auf, wo die Freiheit eines Anderen beginnt."
Wer kennt diesen Satz nicht? Er ist in aller Munde. Aber was nützt das? Der Weg bis zum Verstand ist offenbar bei manchen Menschen lang und schwierig. Da muss man schon etwas nachhelfen.
Da war zum Beispiel eine Camping-Nachbarin, die aus Australien bei ihren Eltern zu Besuch war. Sie wollte Camping in Europa erleben.
Ihr Radio dröhnte so laut , dass es uns in unserem Wohnwagen störte. Ich sagte es ihr.
"Ich bin ein freier Mensch, ich kann tun, was mir gefällt!" war ihre Meinung.
Lächelnd entgegnete ich: "Oh, es freut mich, dass Sie so großzügig denken. Dann darf ich ja auch meinem Hobby frönen. Ich schieße nämlich gern. Am liebsten auf bewegliche Ziele.
Ich hoffe, dass Sie sich nicht all zu sehr quälen müssen."
Ich hatte meine Rede noch nicht beendet, da war die Musik schon leise.
Warum eigentlich? Ich hatte doch gar keine Schusswaffe bei mir, ich besaß ja nicht einmal eine.

Aber manchmal genügen solche kleinen "Umwege", um die Nachbarn zum rücksichtsvollenVerhalten zu veranlassen
. Auch so kann man notfalls zurückschießen!



Nachdenkliches

von Robert Mahler:


Der Sammelwüterich


Die Sammelwut ist eine Wut,
an der der Wütende sich weidet.

Die Wut tut ihm besonders gut,
wenn man Gesammeltes ihm neidet.



Ansichtssache

Kein Job, nicht sesshaft, "Armer Hund",
das schilt sich Strolch und Vagabund.

Doch reist und faulenzt man, dank Geld,
ist Lebenskünstler man und Held
.

Reiseresümee

Ich reiste querbeet durch die Welt,
es kostete mich Nerven, Geld,
Hotels vermeinten, ich sei reich,
hart war'n die Eier, Brötchen weich,
die Autobahnen zugestaut,
zwei Koffer wurden mir geklaut,
man klemmte in so mancher Stadt
mir Knöllchen unters Wischerblatt,
beim Crash an Frankreichs Cote d'Azur
verlor ich eine Autotür,
das Wetter war nur selten toll,
mein Schmuggelgut behielt der Zoll,
und aus der Ferne heimgekehrt,
war mir die Heimat doppelt wert.


Robert Mahler ©

Wünsche von Helga Frohwann

Die Himmelsbewohner schauten lächelnd, schmunzelnd oder laut lachend auf die Erde. Auslöser dieser Heiterkeit war ein kleines Erdenkind.
Es half jedem Lebewesen in Not, sammelte sogar die verhassten Nacktschnecken und brachte sie an einen sicheren Ort.
Darum hatte das Feenreich ihm einen Wunsch geschenkt, der Wirklichkeit werden sollte und der Auslöser der Heiterkeit im Himmel war.
Das Erdenkind war direkt vor seiner Gartentür in einen riesigen Hundeschitthaufen getreten, und hatte voller Abscheu gerufen: "Igittigitt! Alle Leute, die etwas wegwerfen, wo es nicht hingehört, sollen es zu Hause auf ihrem Lieblingsplatz wieder finden!"
Und klick, die Welt war in Aufruhr.
Zeitungen schrieben seitenlange Berichte über dieses Phänomen. Unzählige Hundebesitzer beschimpften ihre Hunde, weil sie die Haufen auf ihrem guten Teppich, vor dem Fernseher, oder sogar in ihrem Bett fanden.
In der nagelneuen Küche standen mit einem Mal der alte Kühlschrank und die Waschmaschine, die kürzlich mühevoll im Wald entsorgt wurden.
Der Firmenboss fand in seinem Garten den Sondermüll, den er in der Natur vergraben hatte.
Es passierten unglaubliche Geschichten, die die Bewohner des Himmels zum Lachen brachten.
Petrus kratzte sich nachdenklich hinterm Ohr. Schade, dass diese Aktion nur 24 Stunden dauern sollte. Vielleicht wäre die Idee mit dem Bumerang-Effekt ein Mittel, um die völlig aus den Fugen geratene Welt wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Messer, das kurz vor seinem Ziel kehrt macht und den Angreifer selbst verletzt, eine Bombe, die anstatt am Ziel, am Ausgangspunkt explodiert, ein schlechter Wunsch, der sich beim Absender selbst erfüllt…
Er wird die Idee einmal in der nächsten Versammlung besprechen.

 

das sehnen nach dir…

Christin von Margenburg

ich sitze auf dem tag
der himmel über mir
ist ausgefranst

blasse sonne
milchiges wolkenschweben
vereinzelte sonnenstrahlen glänzen

zwischen meinen fingern
quetscht sich die luft
unhaltbar

hoch tönt der wind
lässt sehnsucht zitternd
durch mein haar fallen

verfängt sich hinter dem ohr
dem rechten
ein leises flüstern

wie ein gruß von dir.

© Chr.v.M.



Foto: LITERADIES


Der Störenfried

Die Mitternacht war nahe schon,
da schrillte noch das Telephon.
Ich fragte mich, wer das wohl sei,
der Tag war doch schon längst vorbei.
Wer ruft denn bloß zu solcher Stunde
bei einem andern Menschen an?
Es sei, man habe solche Kunde,
die keinen Aufschub dulden kann.

Verschlafen griff ich nach dem Hörer:
Hallo, wer spricht?" fragt' ich den Störer.
Vom andern Ende unumwunden
tönt' eine Stimme: "Falsch verbunden."

H. -W . Ecker

     
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