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Herbst 2

Herbst 1


 

saftige Herbstäpfel! Ein Genuss!

 


Blatt vom Amberbaum

Foto: Gertrud Everding/Literadies

 

 

Goldblätterbaum -
Traum aus Kinderzeiten
-
Sonnenkringel tanzen
im Geäst.

Novembergrüße

Herbstbuntes Leuchten,
tellergroßes verwaschnes Gelb
vor Rostbraun und Violett,
winkt sturmselige Windstoßgrüße
herüber durch Butzenscheiben
zum flammend' Leuchten im Kamin.

Schwebend-wirbliges Blattgeriesel
vor dumpfer schwarzgrüner Wand:
Vor sich hindämmerndes Gehölz
auf einem Innenhof,
mitten in der großen Stadt.

Da plötzlich durch die Wolken blinzelnd
ein winz'ger Morgensonnenstrahl
vertreibt die neblig-düst're Elegie,
schenkt dem Herzen Wärme,
noch bevor es dem Winter
entgegen bangt.

Herbstlich Leuchten,
ein letzter Tupfer
orangefarbenen Buchenlaubes
am vereinsamten Ast
wartet auf Dezemberfrost und Stille,
winkt schon nicht mehr
herüber durch Butzenscheiben
zum glutrot' Glimmen im Kamin.

Elfriede Bock

 

 

Aquarell von Elfi Bock/Literadies

 

 

 

 



"Lichtgestalt" Wachsbild von Elfi Bock/
Literadies

 

 

 

Vor Winterbeginn

Der Herbst ist da:
Tanz' durch die Welt!
Mit bunten Blättern,
dem Winter so nah:
Tanz' durch die Welt!
Tanz' durch die Welt!

Tanzt durch den Tag!
Himmelblau und Sonnengelb,
Felsen, Seen, Bäume,
tanzt mit mir,
solang ich noch da,
tanzt durch meine Träume.

Dem Winter nah,
und allzeit verliebt:
Leben, Lieben und Musik!
Ein letztes Mal noch:
Tanz' durch die Welt,
bevor das schneeweiß' Linnen fällt.

Tanz durch die Welt,
tanz durch die Welt,
der Winter naht.
Ist niemand da,
der die Hand dir hält?
Wie kalt wird plötzlich doch die Welt.

Drum tanz',
tanz' solang das Herz sich regt.
Tanz durch den Tag,
tanz durch die Nacht,
bevor des Winters Glocke schlägt.
Tanz!

Elfi Bock

 

An Irmi

Komm, Irmi, komm! Es wird Zeit,
dass wir noch einmal gehn
auf unsren Wegen,
und spüren, Gottes Segen
ist nicht weit.

Die Bäume sind schon kahl und ohne Saft,
ihr rotbraun' Blätterkleid liegt mir zu Füßen.
Der Wandergänse harter Schrei,
soll er mich grüßen
in meiner Einsamkeit?

Am Horizont der dichte Nebel
schwebt her zu uns
mit feuchtem Tuche.
Und über uns in einer Buche ein Vogel ruft -
auch er allein?

Elfi Bock



Aquarell von Elfi Bock/Literadies
   

Kalendergedichte für Ingrid (1986)

von Edgar Brinkmann

 

September

Ursache und Wirkung
zeigen die Blätter,
denn sie sind staubig
und an den Rändern schon braun -
schön anzuschau'n
in dem sonnigen, dunstblauen
Sommernachsang,
unsicher ersehnt
in den vorangegangenen Hundetagen
und mit ohnmächtigem Vertrau'n.
Wie mit den Jahren die Jahre fliegen,
scheinen um so rascher die Blätter zu fallen.
So ist schon diese schöne Jahreszeit
wie ein angekündigter Abschied von allem.

Edgar Brinkmann

 


Blatt:Gertrud Everding/Literadies

 

Oktober

wahrscheinlich infolge des nassen Sommers
sind in ihrem vergehenden Laub die Eichen am schönsten;
ein tief einander durchdringendes Gelb, Grün, Braun;
eine für sich genommen stumpfe Farbe,
keine leuchtende und eindeutige;
sondern eine sattsam, wie ein Schwamm die Feuchtigkeit die Farbelemente aufsaugende -
in der Umgebeung des herrlichen herbstlichen Grau,
so dass dagegen alle gelben und roten Buchen und Linden
zu schreienden Bäumen oder zu bunten Sträußen werden;
doch auch fallen die sonst so faszinierend
gelb und silber flimmernden Pappeln sozusagen aus.
So der Oktober im vergangenen Jahr -
wieder unwiederbringlich und wunderbar.

Edgar Brinkmann

 
     
   

November

Traurige Totensonntagtage.
Das fängt an,
dass aus tiefen, weißgrauen Nebelwolken,
Feuer in Wiesen und Eichen fallen,
so dass ringsum die alten Höfe
in turmhoch lodernden Flammen knallen.
Und später dann
werden die Höfe Wiesen,
die in Nebel triefen,
tropfend Trauer in die Seele,
zu schönen Aquarell-Motiven.
Das hört auf,
sowohl wunderbar wie auch bequem,
Man hört einfach Mozarts Requiem.

Edgar Brinkmann

     
     

Nebelmond

Wer wagt's, den Nebelmond zu schmähen,
als unromantisch grau und öd'?
Wer kennt sie nicht, die klugen Krähen?
Wer nennt die schwarzen Vögel blöd?

Wer spürt nicht Hoffnung doch im Wabern
des Nebels, dort im Morgengrau?
Nur dumme Menschen wollen labern
und sehen nicht die große Schau.

Trägt nicht der Herbst in sich das Hoffen
von neuem Frühling wunderbar?
Was ich da seh', mein Herz ist offen,
ist immer schon das neue Jahr.

Die Knospen triefen, prall vor Nässe,
warten nur auf den neuen Lenz.
Hoffnung kennt nicht nur Hermann Hesse.
Sieh nur, den kleinen Vogel dort!

Auch der erkennt's!

Gertrud Everding



Foto: Erice/ Sizilien
Gertrud Everding

   
   





Foto: ©Verena N./ Pixelio

Sonnenuntergang am See

Goldrot färbt der Himmel sich,
setzt den Horizont in Brand,
nur ein dunkler Wolkenstrich
quert die Glut am Himmelsrand.

Überm schwarzen Wassergrund
schwimmt wie flüssig Gold das Licht,
leuchtet, funkelt, breitet sich,
dehnt sich aus in weitem Rund.

Eine Ente regt die Flügel,
trübt nur kurz den goldnen Spiegel.
Nachtschwarz ragen Strauch und Baum
himmelwärts vom Ufersaum.

Hinterm Filigran der Zweige
schwindet hin des Goldes Fülle,
geht der Tag nun ganz zur Neige,
sinkt in Dunkelheit und Stille.

H.-W. Ecker


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