5.
Abenteuer
Hallo,
ich grüße euch!
Da sagen die Menschen immer, sie hätten Stress, na, wenn sie wüssten,
was kleine
Kater im Laufe ihres Lebens so alles durchmachen ...
Heute
kam Freundin Bärbel zu Besuch. Auf sie freue ich mich besonders,
sie bringt mir meistens etwas zum Spielen und Knabbern mit. Als sie zur
Tür hereinkam habe ich den Augenblick genutzt, schnell wie ein Wiesel
flitzte ich ungesehen durch ihre Beine in den Flur. Juchhu ....... geschafft,
hier wollte ich schon soo lange einmal hin, nun konnte ich mir die Welt
hier draußen in aller Ruhe ansehen.
Es roch so ganz anders als in der Wohnung. Aber, ich sage euch, für
einen kleinen Kater gibt es da ganz viele Hindernisse zu überwinden,
die Menschen sagen Treppenstufen dazu ... hoppla, nun bin ich doch die
ganze Treppe hinunter gefallen, aua, tat das weh.
Das gibt bestimmt einen dicken, blauen Fleck. Nur gut, dass man ihn durch
mein rotes Fell nicht so schnell sehen kann.
Huch, da kommt jemand und ich kann mich nirgendwo verstecken.
"Nanu, Kleiner, wo kommst du denn her?"
Dumme Frage, von oben natürlich, aber die Frau versteht mich nicht.
Sie klingelt gleich überall an den Türen und fragt, ob mich
jemand kennt.
Natürlich nicht, ich bin doch noch ganz neu hier im Haus, aber sie
hört nicht auf mich.
Hallo, diese nette Frau dort kenn ich doch, als ich vom Tierarzt kam habe
ich sie gesehen, sie war sehr lieb zu mir. Ha, jetzt brauche ich keine
Angst mehr zu haben, etwas mulmig war mir ja schon ...
Die Frau nimmt mich auf den Arm und streichelt mir über die Ohren,
und weil sie so lieb zu mir war, habe ich ihr auch nicht in die Hand gebissen.
"Na, Louis, bist du ausgerückt? Dann wollen wir mal bei deinem
Frauchen anrufen.
Sie sucht dich bestimmt schon." Ihre Wohnung gefällt mir ganz
gut, am liebsten würde ich hier mal so richtig alle Ecken durchstöbern,
aber dann sehe ich, wie sie telefoniert. Das ist ein kleiner Kasten in
den man hineinsprechen kann und dann erscheint das Frauchen an der Haustür.
"Hallo, Louis, du kleines Schlitzohr, was machst du denn für
Sachen, so einfach fortzulaufen.Ich dachte, du schläfst gemütlich
in einer Ecke, dabei gehst du heimlich auf Wanderschaft. Gott sei Dank,
dass nichts passiert ist."
Wenn sie wüsste, meinen Fleck hat sie noch nicht gesehen.
Sie nahm mich auf den Arm und schon ging es wieder in unsere Wohnung,
wo ein Teller Leckerli auf mich wartete. Ruckzuck war er leer, da wird
nicht lang gefackelt, so ein Abenteuer macht sehr hungrig!! Ich habe Lili
gleich erzählt, was ich erlebt habe, denn sie will auch immer zur
Tür hinaus, um sich draußen umzusehen, ich glaube, sie war
neidisch, soo lange wie ich war sie noch nie im Flur.
Ich habe jetzt auch ein paar neue Namen von Frauchen bekommen.
Immer, wenn ich müde bin und bei ihr im Arm schlafe, sagt sie zu
mir: "Na, Louis lieb, so gefällst du mir."
Am manchen Tagen, wenn ich meine Tobestunden habe, heiße ich "Louis
lass das", aber darauf höre ich natürlich nicht.
Wenn ich mit Lilli zu sehr raufe, was ich ja doch liebend gerne tue, dann
schimpft Frauchen mit mir und sagt: Macho-Louis, du bist ein Schlimmling",
dabei war ich gar nicht im Matsch, so etwas gibt es doch in der Wohnung
nicht, nein ......?
Gestern hat sie mir ein großes Zelt aufgebaut; das war spannend,
ich konnte mich darunter verstecken oder auch hinauf klettern, aber ich
glaube, Frauchen war nicht so erbaut davon, sie sagte dann auch zu mir:"
Louis, lass den Wäscheständer in Ruhe, sonst kannst du alles
noch einmal waschen." Es hat mir doch so viel Spaß gemacht,
darauf herumzuturnen, es war etwas wackelig und hat so wunderbar geschaukelt.
Aber zum Spielen finde ich immer noch genug; z.B. Kugelschreiber unter
dem Schrank verstecken, Hängeblumen pflücken, kleine Steine
aus dem Setzkasten holen oder Bücher im Regal sortieren, Nüsse
aus der Küche klauen, Regale abräumen damit Frauchen besser
putzen kann, ich helfe ihr, wo ich nur kann!
Aber ich glaube, so glücklich ist sie darüber gar nicht. Manchmal
wirft sie ein Kissen hinter mir her oder sie trifft mich mit der Wasserspritze,
dann habe ich es meistens auch verdient......
Heute wollte ich Frauchen ganz stolz meine Künste im Balancieren
zeigen. Die Tür vom Arbeitszimmer stand weit offen und als ich meine
Pfoten auf die Kante setzte, ist sie wohl vor Schreck zugefallen. Mit
einem Riesensatz wollte ich auf einen Schrank springen, doch es hat nicht
gereicht, ich bin auf den Boden gefallen. Das war ein Schreck und mein
Rücken tat auch weh. Frauchen hat mich ganz lieb auf den Arm genommen
und getröstet und meinen Rücken massiert, war das gut!
Heute Abend ist es mir zum ersten Mal geglückt, auf Lillis Schlafschrank
zu springen. Frauchen hat vielleicht gelacht, als sie mich auf dem Koffer
liegen sah! Sie sagte auch gleich zu Lilli: "So meine Liebe, jetzt
ist es vorbei mit deiner Ruhe, der Racker hat es geschafft, vor ihm ist
nichts mehr sicher." Ich habe dann auch gleich die Schlafplätze
umgetauscht, ich schlafe auf Lilis Schrank und sie geht zu Frauchen aufs
Bett .......... obwohl ......das muss ich mir auch noch mal überlegen
das können wir ja immer noch ändern ..........
Für heute grüße ich euch alle und wünsche euch auch
ein schönes, weiches Bett.
Gute Nacht,
euer Louis.
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