Übersicht
Autoren
Jahreszeit
Texte
Wir über uns
Gästebuch
Startseite


Gedanken zum Zeitgeschehen 2

 


Eine Seite zum Gedenken
an den Holocaust

 
Zeitgeschehen 1    

 

stolpersteine

unwillkürlich achtsam werdend
zögern meine füße
stolpern meine blicke
über namen auf zwei steinen
lebenszeichen todesjahre
eingraviert in messingplatten
auf dem gehweg eingelassen
rieckhoffstraße vor haus fünf

benjamin und alfred findling
hier wart ihr zu hause brüder
deutsche juden mitbewohner
schutzlos rechtlos ausgewiesen
wann geboren wann ermordet
häftlingsnummern ausgelöscht
nicht mal dreißig lebensjahre
zähle ich auf jedem stein

sechzehnhundert stolpersteine
legen zeugnis ab in hamburg
sechzehnhundert totgemachte
und das sind noch längst nicht
alle opfer stein für stein
ausgebürgert eingebürgert
dem vergessensein entrissen
namentlich bekannt gemacht

 

 

 

 

 










männer frauen junge alte
unter ihnen widerständler
juden christen sinti schwule
ganz normale nachbarsleute
tür an tür gelebt mit denen
nichts gewusst bei tag und nacht
abgeholt man kann nichts machen
nur nichts sagen totschweigmund

wer sich wann geschämt vergebens
wer geschwiegen bleibe still
keine zeit heilt jene wunden
nichts wird wieder gutgemacht
sechs millionen menschenleben
nur ein stolperstein für jeden
wär wohl nicht zu viel verlangt
seht der anfang ist gemacht

nachgefragte dokumente
lebensdaten todeswege
eingraviert ein mal der würde
hat gelebt hier hat gewohnt hier
angezeigt an ort und stelle
diesseits namenloser asche
darum zögern meine füße
stolpern meine blicke ach

Claus Günther 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

Diese Steine hat der Künstler Gunter Demnig
am 21. April 2007 gegenüber vom Rieckhof verlegt.
Inzwischen ist die Anzahl der von ihm verlegten
Stolpersteine allein in Hamburg auf nahezu 3.000 angewachsen.

Hamburg, im September 2008
Die Mitarbeiter des Kulturzentrums Rieckhof

 

     

 

Stolpersteine in Hamburg – Biographische Spurensuche
in Hamburger Stadtteilen


Ca. 2.400 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig bisher in Hamburg verlegt. Sie erinnern an Opfer der NS-Herrschaft. Über 90 Prozent der Steine tragen die Namen von Juden, andere die von „Euthanasie“-Opfern, politischen Gegnern, Homosexuellen, Bibelforschern oder anderen Verfolgten. Die Stolpersteine bewahren die Namen der Ermordeten. Die von der Landeszentrale für politische Bildung und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden herausgegebene Publikationsreihe zu den Stolpersteinen in den einzelnen Hamburger Stadtteilen beschreibt die Lebenswege der Opfer. Erarbeitet werden diese Publikationen von Hamburger Geschichtswerkstätten und Einzelforscherinnen und -forschern. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2011 zwischen 12 und 15 Bände erscheinen.


Bisher liegen vor:

Hildegard Thevs, Stolpersteine in Hamburg-Hamm. Biographische Spurensuche (2007)
Birgit Gewehr, Stolpersteine in Hamburg-Altona. Biographische Spurensuche (2008)
Astrid Louven/Ursula Pietsch, Stolpersteine in Hamburg-Wandsbek mit den Walddörfern. Biographische Spurensuche (2008)
Ulrike Sparr, Stolpersteine in Hamburg-Winterhude. Biographische Spurensuche (2008)

Sie sind erhältlich gegen eine Bereitstellungsgebühr von Euro 2,- im Infoladen
der Landeszentrale für politische Bildung, Altstädter Str. 11, 20095 Hamburg.
Mo-Do: 13.30-18 Uhr; Fr. 13.30-16.30 Uhr.


An dem Projekt wirken mit:

Geschichtswerkstatt St. Georg, Stadtteilarchiv Eppendorf, Anwohnerinitiative Jarrestadt und Jarrestadt-Archiv, Stadtteilarchiv Ottensen und Verein Blankenese, Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg, St. Pauli-Archiv, Stadtteilarchiv Bramfeld, Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, Initiative Gedenken in Harburg, Stadtteilinitiative Hamm, Geschichtswerkstatt Barmbek;

außerdem viele Einzelpersonen, die Biographien zur Isestraße, aus Billstedt, Bergedorf, Neustadt/Altstadt, Fuhlsbüttel/Ohlsdorf/Langenhorn/Klein Borstel, Eilbeck/Borgfelde, Rothenburgsort, Harburg, Farmsen-Berne erarbeiten.

Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann tragen zu allen Publikationen die Biographien ermordeter Homosexueller bei, da sie stadtteilübergreifend arbeiten.

In einem letzten Band werden dann Biographien aus Stadtteilen zusammengefasst, in denen nur wenige Stolpersteine verlegt sind.

     
   

Zum 60. Jahresgedenken an den Holocaust



Vergiss es nie!

 

Wir sind das Volk -
Aus dem die Mörder kamen,
Hier ist das Land -
Das ihnen Heimat war,
Und diese Sprache ist's,
Vor der die Welt erschauert. -

Die Sonne schien -
Ich spielte Kinderspiele,
Indes die braunen Mörder
Schon die Fäuste hoben,
Menschen erschlugen -
Mitten auf der Straße.

 

Den Lehrer fragte ich:
"Was heißt 'Juda verrecke'?"
Indes die braunen Mörder
Die Gaskammern bestückten.
O unsägliche Qual !
Und niemand hörte -

Ich war ein Kind -
Nun weiß ich um das Grauen,

Indes die Mörder
Von der "Pflicht" nur sprachen.
Der Holocaust ist deutsch -
Vergiß es nie!

Text und Digitalbild: Gertrud Everding
2005

 


Wir tragen ein Erbe

Wie gern möcht ich singen ein Lied auf die Heimat,
Doch der Schrei "brauner" Horden liegt mir noch im Ohr.
Ein Deutscher bin ich, in Deutschland geboren.
Kein Deutscher kann freudig noch jubeln im Chor,
Denn wir tragen ein Erbe, wie niemand zuvor.

Doch ich liebe mein Land mit brennendem Herzen,
Kann trauernd nicht leben, das halt ich nicht aus.
Ihr Wälder und Flüsse, Gedichte und Lieder,
Die Sprache, dies Lachen - hier bin ich zu Haus.

Ach Land, du mein Land, das mit blutigen Fahnen,
Dem Hakenkreuz folgte, dem braunen Gewand.
Nie mehr darf es geschehen, dass wir auf
"sie" hören,
Nur Frieden soll werden von unserer Hand.

Auf Gräbern stehn Blumen, aus Hass wird Verstehen.
Wenn Menschen so leben in unserer Zeit,
Dann haben wir nicht vergebens gerufen.
Versöhnung wird wenden die Not und das Leid.

Text und Bild: Gertrud Everding
2005


    Zeitgeschehen 1
Übersicht
Autoren
Jahreszeit
Texte
Wir über uns
Gästebuch
Startseite